Veröffentlicht in Meine Rezensionen (außer Vorablesen.de)

„Tränen und Salzwasser schmecken gleich“: Eine Erzählung mit ungeheurer Wucht

Meine Rezension zu „Salzwasser“ von Charles Simmons

Copyright: Verlag C.H. Beck

Meine Bewertung: ★★★★★

„Im Sommer 1963 verliebte ich mich, und mein Vater ertrank.“

Der 2017 verstorbene US-Schriftsteller Charles Simmons war sich der Macht des ersten Satzes bewusst. Und so erzählt er in seinem Roman „Salzwasser“ von eben diesem Satz an bis zum Ende wortgewaltig von Michael, der mit 15 Jahren seine erste Liebe erlebt. Diese erste Liebe ist alles auf einmal: überwältigend, berauschend, ungewohnt, beängstigend. Charles Simmons geht mit seinem jugendlichen Protagonisten nicht zimperlich um, er lässt ihn dank der geheimnisvollen Zina den Wahnsinn der ersten Liebe in sämtlichen Gefühlsfacetten spüren.

Simmons‘ Erzählstil ist bemerkenswert: Er schreibt in einer sachlich-intensiven Weise, ohne jemals ins Kitschige abzudriften. Mühelos findet er die richtigen Worte, er braucht dabei weder Pomp noch Pathos. Ungeahnte Wendungen und scheinbar gut gehütete Geheimnisse, die dann doch keine bleiben, geben der Geschichte den richtigen Drive.

Dieses kleine unscheinbare Büchlein mit seinen gerade einmal 143 Seiten entwickelt schnell eine ungeheure Wucht. Es ist eins dieser Bücher, in denen man verloren gehen kann. Der Leser hat gar keine andere Möglichkeit, als sich mit Haut und Haar in diese Geschichte fallen zu lassen. „Salzwasser“ ist ein intensives Leseerlebnis, das einen mit allen Sinnen gefangen nimmt – man hört das Rauschen der Wellen, schmeckt das Meer auf der Zunge, spürt den Wind. Gleichwohl fühlt man mit Michael, der sich nicht nur unglücklich verliebt, sondern auch seinen Vater auf tragische Weise verliert.

Vor 26 Jahren erschien das Buch erstmalig im Original mit dem Titel „Saltwater“. 2002 wurde es im Verlag C.H. Beck als gebundene Ausgabe veröffentlicht. Nun, 22 Jahre danach, erschien „Salzwasser“ am 14. März 2024 als Taschenbuch bei C.H. Beck – und zwar nach den Regeln der „alten“ Rechtschreibung und mit einem wunderschönen Cover.

„Salzwasser“ ist ein zeitloses Buch – weil Liebe schließlich nie aus der Mode kommt, und die Heftigkeit der ersten Liebe im Jahr 2024 dieselbe Durchschlagskraft hat wie im Jahr 1963 – das Jahr, in dem die Geschichte spielt.

Fazit: Eine absolute Leseempfehlung für alle, die mit einer fesselnden Geschichte dem Hier und Jetzt für ein paar Stunden entfliehen möchten.

Interessante Links

📌 Zum Buch auf der Homepage des Verlags: „Salzwasser“

📌 Wikipedia-Eintrag über „Salzwasser“

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Auslosung des Buchmesse-Gewinnspiels

Beim diesjährigen Buchmesse-Gewinnspiel auf meinem Blog hattet Ihr die Möglichkeit, ein signiertes Exemplar von Jaap Robbens Roman „Kontur eines Lebens“ aus dem DUMONT-Verlag zu gewinnen.

Dafür musste die Gewinnspielfrage richtig beantwortet werden:

Wie lautet der niederländische Originaltitel des Romans „Kontur eines Lebens“ von Jaap Robben?

Die Antwort „Schemerleven“ haben alle Teilnehmer gewusst.

Heute hat nun die bärtige Glücksfee (meine bessere Hälfte nämlich) in die Lostrommel gegriffen und das Los mit dem folgenden Namen herausgefischt:

Janou Dittmer.

Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn!

Danke an alle fürs Mitmachen und einen wunderbaren Sonntag für Euch!

Veröffentlicht in Gewinnspiel

⏰ Letzter Aufruf für das Buchmesse-Gewinnspiel!

Noch bis morgen (13. April 2024) um Mitternacht habt Ihr Zeit, beim diesjährigen Buchmesse-Gewinnspiel auf meinem Blog mitzumachen.

Verlost wird ein signiertes Exemplar des Romans „Kontur eines Lebens“ von Jaap Robben. Den niederländischen Schriftsteller durfte ich auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse kennenlernen.

Und darum geht es in „Kontur eines Lebens“:

›Kontur eines Lebens‹ ist der Roman einer großen Liebe und ihres Scheiterns, die Geschichte einer unglaublich starken Frau, die darum kämpft, auf ihre Art zu leben.

Die junge Floristin Frieda wächst in den Sechzigerjahren in einem streng katholischen Umfeld auf. Als sie an einem späten Winternachmittag einen zugefrorenen Fluss betritt, weiß sie nicht, dass sich gleich alles für sie verändern wird. Auf dem Eis trifft sie den verheirateten Otto. Sie erleben eine Liebe, die stürmisch beginnt und schicksalhaft endet: Frieda wird schwanger – ein Skandal in der Welt, in der sie sich bewegt. Und so darf sie ihrem heimlichen Kind nie Mutter sein. Jahrzehntelang behält sie die Erinnerungen an diese Episode ihres Lebens für sich. Doch als sie mit über achtzig Jahren in ein Pflegeheim zieht, beginnt sie, sich ihnen zu stellen und sie zu teilen.

»Kein Wort an der falschen Stelle, kein Satz, der nicht glänzt, und kein Absatz, der einen nicht bis in die tiefste Faser berührt.« HET PAROOL

Copyright Cover und Klappentext: DUMONT Buchverlag

Wenn Ihr also Lust auf den tiefgreifenden Roman eines wahnsinnig sympathischen Autors habt, dann nutzt jetzt Eure Chance und macht hier beim Gewinnspiel mit!

Veröffentlicht in Meine Rezensionen (außer Vorablesen.de)

Zwischen Tragik und Komik: Hundebesitzer Henk und ein ereignisreicher Samstag im Juli

Meine Rezension zu „Ein Tag und ein ganzes Leben“ von Sander Kollaard

Copyright: Kanon Verlag

Meine Bewertung: ★★★★

Ein Samstag im Juli. Henk ist 56 Jahre alt, geschieden, Krankenpfleger auf der Intensivstation und er hat heute frei. So weit, so unspektakulär.

Doch Henk, der sein Leben mit Hund Schurk teilt, wird heute eine ganze Menge erleben – Schlechtes wie Schönes. Ein Tag, der so viel für ihn bereithält, dass es für ein ganzes Leben reichen könnte. Das ahnt Henk nur noch nicht, als er an diesem Morgen die Augen aufschlägt …

Sander Kollaards Roman „Ein Tag und ein ganzes Leben“ heißt im niederländischen Original „Uit het leven van een hond“ und erhielt vor vier Jahren den Libris-Literaturpreis, der als wichtigste literarische Auszeichnung der Niederlande gilt.

Entsprechend hoch waren meine Erwartungen und groß die Lust auf die Lektüre, auch vor dem Hintergrund, dass sich die Niederlande in diesem Jahr als Gastland der Leipziger Buchmesse präsentierten.

Sander Kollaard komprimiert ein ganzes Leben auf einen Tag und diesen wiederum auf 180 Seiten. Der Leser verbringt diesen Samstag an Henks Seite, von Anfang bis Ende, und erlebt die Aufs und Abs dieses Juli-Tages hautnah mit. Ganz bezaubernd ist dabei die Freundschaft mit seiner Teenie-Nichte Rosa, denn sie und Henk mögen einander sehr. Im Mittelpunkt steht aber die innige und zu Herzen gehende Beziehung zu seinem Hund Schurk, Henks Kooikerhondje, der schwer krank ist, wie sein Herrchen an diesem Tag leider erfahren wird.

Henk selbst ist sympathisch, eine Art Riesenbaby, dessen Gedanken niemals stillstehen. Er denkt und sinniert und fantasiert fortwährend in inneren Monologen. Das wird mit der Zeit ziemlich anstrengend, zumal sein Gedankenkarussell sich in fast schon kafkaesken Sätzen dreht, an deren Ende man nicht umhinkommt, den Anfang noch einmal zu lesen, um den Zusammenhang zu verstehen. Für meinen Geschmack philosophiert Henk zu viel. Und bei seinen Gedankensprüngen hinterherzukommen, ist gar nicht so leicht.

Nicht nur Henk, sondern alle Figuren in „Ein Tag und ein ganzes Leben“ wirken sehr lebendig und vor allem durch sein illustres Personal hält Sander Kollaard die Balance zwischen Tragik und Komik hervorragend.

Hauptdarsteller Henk befasst sich beim Philosophieren nicht mit Kleinigkeiten, sondern er widmet sich den ganz großen Fragen des Lebens – und das geht auch am Leser nicht spurlos vorbei. Dabei wagt Sander Kollaard einen Blick in die spätere Zukunft Henks – eine originelle Perspektive, die dem Leser tröstlich vor Augen führt, dass man auch schlimme Ereignisse überwinden wird. „Ein Tag und ein ganzes Leben“ verbreitet eine Art beruhigender Hoffnung und ist eine Ode an die Lebensfreude – und schon allein deshalb lohnt sich (trotz teils anstrengender Henk-Philosophie-Monologe) das Lesen dieses Buchs!

📌 Interessante Links

Zum Buch auf der Homepage des Verlags: „Ein Tag und ein ganzes Leben“

Zur Homepage des Autors: Sander Kollaard

Zum Wikipedia-Eintrag über Nederlandse Kooikerhondje

Veröffentlicht in Meine Rezensionen (außer Vorablesen.de)

Zwischen Heimatliebe und Heimathass: Nachdenklicher Roman über ein Kind der Wende

Meine Rezension zu „Kosakenberg“ von Sabine Rennefanz

Copyright: Aufbau Verlage

Meine Bewertung: ★★★★

Kosakenberg – leider kein Name wie Donnerhall, sondern ein typisches Dorf in den Tiefen der brandenburgischen Provinz. Der Konsum hat seit Jahrzehnten zu, fast alle jungen Menschen sind in den Westen abgewandert.

Auch Kathleen hat Kosakenberg verlassen. Sie ist nach London gegangen, um dort als Grafikerin für ein Einrichtungsmagazin zu arbeiten. Kathleen liebt die Großstadt und ist froh, dass sie den Absprung aus dem brandenburgischen Niemandsland geschafft hat. Doch bei ihren seltenen Fahrten in die Heimat kommt sie immer wieder mit ihrer Vergangenheit in Berührung: mit ihrer Familie, mit einstigen Freunden, vor allem aber mit der Kathleen, die sie früher einmal gewesen ist, bevor sie dem Dorf den Rücken gekehrt hat.

Autorin Sabine Rennefanz beschäftigt sich in „Kosakenberg“ mit der Frage, was genau Heimat ist und ob es möglich ist, sie abzustreifen, sie hinter sich zu lassen wie einen Lebensabschnitt, den man abgeschlossen zu haben meint.

In ihrem 222-seitigen Buch, das am 14. März 2024 im Aufbau Verlag erschienen ist, beschreibt Sabine Rennefanz mit messerscharfem Blick die innere Zerrissenheit ihrer hadernden Protagonistin Kathleen, die, gefangen zwischen der Sehnsucht nach der Heimat und dem Triumph des Weggangs, eine regelrechte Hassliebe zu ihrem einstigen Heimatort Kosakenberg entwickelt.

Mit klarer Sprache und authentischen Dialogen lässt Sabine Rennefanz ihre Leser über Jahrzehnte hinweg an der Entwicklung Kathleens teilhaben, die geprägt ist von Veränderungen und Verlusten. Dennoch strahlt die Figur der Kathleen eine gewisse Unnahbarkeit aus, wobei genau das vielleicht von der Autorin beabsichtigt ist, um die Kontraste zwischen denen, die geblieben sind, und Kathleen, die ihr Glück in der Ferne gemacht hat, darzustellen.

„Kosakenberg“ ist ein stilles Buch, in dem sich nicht temporeich Ereignis an Ereignis reiht, sondern das vielmehr das bewegte Innenleben Kathleens und den Wandel des Dorfes mitsamt seiner Bewohner in den Mittelpunkt rückt – und genau das macht es spannend!

Die zeitlebens problematische Mutter-Tochter-Beziehung sorgt für weiteres Konfliktpotenzial.

Mit wohldosierter Wehmut lässt Sabine Rennefanz ihre Hauptfigur schließlich als Mittvierzigerin Rückschau auf ihr Leben halten: Was wollte ich einst? Was habe ich erreicht? Was will ich noch? Das sind die Fragen, die Kathleen umtreiben.

Sabine Rennefanz ist mit „Kosakenberg“ ein nachdenklich stimmender Roman gelungen, der über eine bloße Familien- und Heimatgeschichte hinausgeht. Das Buch bietet eine glaubhafte Retrospektive auf das Dorfleben zu DDR-Zeiten und die nach der Wende einsetzende Landflucht gen Westen, die nicht ganz ohne gängige Klischees auskommt, aber durchweg für anregende Lektüre sorgt.

📌 Interessante Links

📌 Gedanken, die mir während des Lesens kamen …

Quelle: https://www.threads.net/@stephanie.manig

Veröffentlicht in Leipziger Buchmesse 2024

NachLESE: So war die Leipziger Buchmesse 2024 (MIT GEWINNSPIEL!)

Vier Tage Messewahnsinn liegen hinter mir. Tolle Begegnungen, neue Bekanntschaften, spannende Buchentdeckungen, berührende Gespräche, Kalorien im Überfluss und jede Menge Regen inklusive. Zeit für eine Nachlese.

Donnerstag, 21. März 2024

Der erste Messetag begann für mich beim Carlsen Verlag. Dort durfte ich einen Blick auf das kommende Herbstprogramm im New Adult-Bereich riskieren.

Danach pilgerte ich zum Rowohlt-Stand. Ja, ich sage ganz bewusst pilgern, denn dort sollte ich auf den von mir überaus geschätzten Schauspieler Jörg Hartmann treffen, der vielen sicher als Kommissar Faber im Dortmunder „Tatort“ bekannt ist. Und eben weil ich ihn so klasse finde, war ich fürchterlich aufgeregt. Musste ich aber gar nicht sein. Er würde ja nicht beißen, meinte Jörg Hartmann.

Wir plauderten über sein Buch „Der Lärm des Lebens“ und auch ein Selfie durfte nicht fehlen – das Jörg Hartmann übrigens höchstpersönlich mit meinem Smartphone machte und vorher zu diesem Zweck sogar noch die am besten ausgeleuchtete Ecke des Rowohlt-Messestandes suchte. Zum Schluss entspann sich folgender Dialog zwischen dem unglaublich sympathischen Schauspieler und mir:

Ich (fröhlich-fordernd): „Schreiben Sie noch ein Buch?“

Jörg Hartmann: „Soll ich?“

Ich (schwärmerisch-bittend): „Jaaaaaaaa!“

Ihr seht, ich habe getan, was ich konnte. 🙂 Nun hoffen wir das Beste, dass Jörg Hartmann bald wieder zur Feder greift respektive in die Tasten haut, damit wir als seine Fans bald wieder Neues von ihm lesen können.

Mein nächster Gang führte mich zu Reisedepeschen. Das ist ein wunderbarer Verlag, der aus einem Reiseblog entstand und im Jahr 2018 gegründet wurde. Aufmerksam geworden bin ich auf Reisedepeschen durch den Indiebookday. Sorgsam ausgewählte und vielfältige Reiseliteratur erwartete mich am Stand mit den fliegenden Büchern – mit sehr liebevoller Aufmachung und toller Ausstattung. Das Spirit Animal und Logo-Tier des Verlags ist übrigens das Gürteltier, das je nach Buch in unterschiedlichen Situationen auf dem Buchrücken prangt: Mal mit Bierflasche, mal mit Köfferchen. Ihr seht: Die Liebe zum Detail wird bei Reisedepeschen großgeschrieben.

Den krönenden Abschluss des ersten Messetages bildete ein Besuch bei Kiepenheuer & Witsch. Dort durften wir Blogger schon exklusiv in die Herbstvorschau reinblinzeln. Ulrike Meier von KiWi erzählte dabei mit so viel Begeisterung von jedem der Bücher, dass man mit seinen Notizen quasi gar nicht mehr hinterherkam. 🙂

Am KiWi-Stand habe ich außerdem ein echtes Schätzchen entdeckt: „Das Gras auf unserer Seite“ von Stefanie de Velasco. Der Roman über drei Freundinnen in ihren Mittvierzigern ist am 7. März 2024 erschienen. Ich habe schon mal reingelesen. Wenn ich das bisher Gelesene mit drei Worten zusammenfassen sollte, wären das die Adjektive spritzig, humorvoll, tragikomisch. Ich freue mich aufs Weiterschmökern! Die Rezension findet Ihr natürlich später hier auf meinem Blog.

Freitag, 22. März 2024

Der Messefreitag führte mich zuerst an den Messestand von Bastei Lübbe. Dort fand ein Bloggertreffen mit Cleo Konrad statt, die ihr Buch „Tödlicher Podcast“ vorstellte und geduldig allerhand neugierige Fragen von uns Bloggern beantwortete. Die Kombination aus Cleo Konrads sympathischer Persönlichkeit und der Beschreibung ihres Thrillerdebüts lässt darauf schließen, dass das mit lila Farbschnitt ausgestattete Buch ein Highlight ist, auf das ich schon absolut gespannt bin.

Die nächste literarische Verabredung hatte ich mit den liebenswerten Damen des Verlag C. H. Beck. Beim ersten Bloggertreffen in der Geschichte von C. H. Beck Literatur stellte uns Susanne Krones das abwechslungsreiche Herbstprogramm vor. Da ist wirklich für jeden Lesegeschmack etwas dabei. Ihr dürft also gespannt sein! Ganz besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle der Spitzentitel des aktuellen Programms, nämlich „Oben in den Wäldern“ von Daniel Mason. Reingeguckt und verliebt – so ging es mir beim ersten Blick in das Buch, das jetzt (berechtigterweise!) ungeduldig im Regal steht und unbedingt gelesen werden will.

Am Nachmittag hatte der KiWi-Verlag zum Bloggertreffen geladen. Der Star der Veranstaltung war Yandé Seck, die als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin arbeitet und mit „Weiße Wolken“ gerade ihren Debütroman veröffentlicht hat. Gemeinsam mit ihrer Lektorin Mona Leitner gestattete sie uns spannende Einblicke in den Entstehungsprozess ihres Buchs, dessen Manuskript Yandé Seck in nur sechs Wochen geschrieben hat.

Meinen zweiten Messetag beschloss der Wagenbach-Verlag mit einem Bloggertreffen, bei dem ich erstmals dabei sein durfte. Die Stimmung war großartig und Annette Wassermann moderierte das Event energiegeladen und enthusiastisch. Als Überraschungsgast hatte das Verlagsteam – passend zum diesjährigen Gastland Niederlande – die niederländische Autorin Wytske Versteeg eingeladen, die aus ihrem aktuellen Roman „Die goldene Stunde“ las und Fragen dazu beantwortete. Der Wagenbach-Verlag wird in diesem Jahr übrigens stolze 60 Jahre alt.

Samstag, 23. März 2024

Gleich eine halbes Dutzend Autorinnen hatten die Verlage Carlsen und Thienemann-Esslinger zum alljährlichen Bloggerempfang dabei: Magdalena Gammel, Kate Corell, Theresa Sporrer, Melanie Lane, Lara Holthaus und Asuka Lionera lasen aus ihren neuen Romanen und plauderten und signierten in gemütlicher Runde bei den schon legendären Cupcakes mit den essbaren Mini-Covern. Und beim Anblick der wunderschönen Farbschnitte der Original-Bücher trieb es einem die Herzchen in die Augen.

Das nächste Highlight des Messesamstags wartete schon – beim Bloggerevent des DuMont-Buchverlags. Das liebenswerte Verlags-Trio Liesa Rebbig, Johanna Zimmermann und Torsten Woywod stellte nicht nur das neue Programm vor, sondern hatte sich auch ein Kreuzworträtsel zum Mitmachen ausgedacht und als Special Guest den niederländischen Autor Jaap Robben eingeladen.

Jaap Robben sprach über seinen aktuellen Roman „Kontur eines Lebens“, der im niederländischen Original den Titel „Schemerleven“ trägt. Und ganz ehrlich? Das war für mich das berührendste Gespräch auf der diesjährigen Buchmesse, denn die Protagonistin seines Buches erwartet in den Sechzigerjahren ein Kind, das sie aber schließlich verliert. Passend zu diesem traurigen Thema las Jaap Robben ein von ihm verfasstes Gedicht vor und erzählte, wie sich Angehörige sogenannter „Sternenkinder“ mit ihren eigens erlebten Geschichten an ihn wandten, nachdem sie „Kontur eines Lebens“ gelesen hatten. Faszinierend war, wie mühelos Jaap Robben, der einfach ungeheuer sympathisch ist, trotz der schweren Thematik auch komische Momente in das Gespräch einfließen ließ. Sehr emotional ging es zu an diesem Samstagmittag bei DuMont – und so wurde dieses Blogger-Event zu einem Erlebnis mit sämtlichen Höhen und Tiefen auf der Klaviatur menschlicher Gefühle, an das ich mich sicher noch lange erinnern werde.

Nach einem aufregenden Vormittag stürzte ich mich dann ins Messe-Gewühl und lauschte Schauspieler Matthias Matschke, der dem zahlreich anwesenden Publikum stimmgewaltig aus Agatha Christies Krimi „Und dann gabs keines mehr“ vorlas. 2024 wird dieses Werk der Königin der Kriminalromane übrigens schon 85 Jahre alt!

Danach betrat eine andere (zum Glück quicklebendige!) britische Autorin die Bühne: Laura Purcell! Mit ihrem viktorianischem Thriller „Das Porzellanhaus“ hatte sich mich in Nullkommanichts als Fan gewonnen. Und nun saß sie da vorn auf dem Podest, strahlend, liebenswürdig und mit bezaubernden Wangengrübchen. Eine Stunde lang wurde sie zu ihrem Autorinnen-Leben und ihren Büchern interviewt. Hinterher rannte ich schon fast zum Messestand des Festa-Verlags. Dort konnte man Laura Purcells neues Buch „Die flüsternde Muse“ exklusiv kaufen, bevor es am 27. März 2024 offiziell erscheint. Und als Kirsche auf dem Sahnehäubchen signierte Laura Purcell herself auch ihr neues Werk. Am Stand habe ich mich mit ihr unterhalten und sogar einen leckeren Erdbeer-Shot mit ihr gekippt, der das Cover ihres Titels „Das Korsett“ trug, das augenzwinkernd um das Wort „platzt“ ergänzt wurde. Bis dahin haben wir dann nicht getrunken, denn ich war auch so schon im siebten Fangirl-Himmel!

Sonntag, 24. März 2024

Bei usseligstem Wetter startete der letzte Messetag. Ich nahm mir Zeit, um in Ruhe durch die Hallen zu schlendern. Dabei entdeckte ich den Stand der MAJOBA-Lesemagnete. Die Künstlerin Marion Bartz zeichnet Aquarelle von Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Blumen und Tieren und stellt anhand dieser wunderschönen Motive Lesemagnete in drei verschiedenen Größen her. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich auf jeden Fall! Ich habe mich nach einer gefühlten Ewigkeit für das Motiv „Windflüchter“ entschieden.

Ruckzuck war es 16:00 Uhr und in der Hugendubel-Arena las Emily Rudolf aus ihrem Thriller „Die Auszeit“, in dem eine hippe Influencerin die Hauptrolle spielt.

Stöbernd verbrachte ich die restliche Zeit, bevor die Uhr sechs schlug, die Verlagsmitarbeiter die Sektflaschen köpften und und die Leipziger Buchmesse 2024 schon wieder Geschichte war.

GEWINNSPIEL

Wie jedes Jahr habe ich Euch, liebe Leserinnen und Leser meines kleinen Blogs, auch 2024 etwas Schönes von der Leipziger Buchmesse mitgebracht. Mit freundlicher Unterstützung des DuMont-Buchverlags verlose ich ein signiertes Exemplar des Romans „Kontur eines Lebens“ von Jaap Robben. Dafür müsst Ihr die Gewinnspielfrage richtig beantworten (die in diesem Jahr ganz im Zeichen des Gastlandes Niederlande steht und deren Lösung Ihr weiter oben im Messe-Tagebuch findet) – und schon hüpft Ihr mit Anlauf in den Lostopf!

Copyright: DuMont Buchverlag

Teilnahmebedingungen

1. Verlost wird ein signiertes Exemplar des Romans „Kontur eines Lebens“ – natürlich neu und ungelesen.

2. Die Verlosung läuft im Zeitraum vom 25. März 2024 bis zum 13. April 2024, 24:00 Uhr. Zum Teilnehmen muss die Gewinnspielfrage beantwortet und das Gewinnspielformular vollständig ausgefüllt und abgeschickt werden. Der Gewinner wird am 14. April 2024 aus allen fristgerecht eingegangenen Einsendungen mit der richtigen Antwort auf die Gewinnspielfrage per Losverfahren ermittelt und hier bekanntgegeben. Mit dem Absenden des Formulars erklärt sich der Teilnehmer damit einverstanden, dass der vollständige Name im Gewinnfall hier veröffentlicht werden darf.

3. Mitmachen kann, wer seinen Hauptwohnsitz in Deutschland hat und mindestens 18 Jahre alt ist. Mit dem Abschicken des Formulars bestätigt Ihr, dass Ihr volljährig seid.

4. Keine Barauszahlung möglich.

5. Keine Haftung, falls der Gewinn auf dem Postweg verloren geht.

6. Bitte nur 1 x mitmachen! Mehrfachteilnehmer werden disqualifiziert.

7. Ihr müsst zur Teilnahme nicht zwingend meinem Blog folgen. Ich freue mich aber selbstverständlich immer über neue Follower!

8. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

9. Eure Daten werden ausschließlich im Rahmen der Verlosung verwendet und NICHT weitergegeben. Nach erfolgter Auslosung werden die Daten gelöscht.

Gewinnspielformular

Wie lautet der niederländische Originaltitel des Romans "Kontur eines Lebens" von Jaap Robben?(erforderlich)

Veröffentlicht in Meine Rezensionen (außer Vorablesen.de)

Unterhaltsamer und spannender als jede Geschichts-Doku

Meine Rezension zu „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ von Anja und Michael Tsokos

Copyright: Verlagsgruppe Droemer Knaur

Meine Bewertung: ★★★★★

Zu Professor Doktor Michael Tsokos fallen einem zuerst wahrscheinlich Fachbegriffe wie Leichenliegezeit, Totenstarre und Körperkerntemperatur ein – schließlich ist der 57-Jährige Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner. Ein erfolgreicher Buchautor ist er noch dazu: Sowohl seine Sachbücher über den Tod als auch seine Thriller-Reihen verkaufen sich wie warme Semmeln.

Nun aber beschreitet der ehemalige Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité ganz neue literarische Wege – und zwar gemeinsam mit seiner Frau Anja. Sie wurde im sächsischen Oschatz geboren, er in Kiel. Irgendwie logisch, dass bei ihrem ersten Gemeinschaftsprojekt ein deutsch-deutscher Roman herauskam, der die jüngere Geschichte des einst geteilten Landes beleuchtet – und das nicht ohne das ein oder andere neckische Augenzwinkern.

„Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ ist am 1. Februar 2024 bei Droemer Knaur erschienen. Protagonist und zugleich Titelgeber des Buches ist der leicht verschrobene Rentner Heinz Labensky, der in einem Feierabendheim in Erfurt ein tristes Leben führt. Doch eines Tages kommt Bewegung in sein gleichförmiges Dasein, nämlich, als ihn ein mysteriöser Brief erreicht, geschrieben von der Tochter seiner einstigen großen Liebe Rita. Letztere wiederum hat Labensky zu DDR-Zeiten aus den Augen verloren. Aber noch heute denkt er täglich an sie. Was wohl aus ihr geworden ist? Die Vermutungen der Tochter verheißen nichts Gutes. Also schnappt sich „Heinzi“ seine hellgraue Blousonjacke, steigt in einen Flixbus und begibt sich auf eine fantastische Reise in seine Vergangenheit.

Gleich vorweg: Das Ehepaar Tsokos erzählt in seinem ersten gemeinsamen Roman eine warmherzige und vor allem höchst unterhaltsame Geschichte. Es macht wirklich unglaublichen Spaß, dieses Buch zu lesen, denn Anja und Michael Tsokos bringen den unscheinbaren Pensionär gerne mitten in die Bredouille wahrer Begebenheiten aus der deutsch-deutschen Geschichte. Von der RAF über Hermann Göring bis hin zu Erich Mielke – sie alle haben ihren Platz in diesem Roman. Indem das Autorenpaar den Lebensweg eines ebenso fiktiven wie einfachen Mannes mit der tatsächlichen jüngeren Historie Deutschlands vereint, lässt es die Lektüre kurzweiliger und spannender als jede Geschichts-Doku werden.

Der spröde Heinz Labensky ist allerdings kein klassischer Publikumsliebling, den man gleich von Anfang an mag. Ganz behäbig schlurft er mit seiner Bundfaltenhose in das Herz der Leser. Und irgendwann stellt man beim Lesen fest, dass man heimlich, still und leise zum „Heinzi“-Fan mutiert ist.

Mich hat das Buch ein wenig an Fredrik Backmans Besteller „Ein Mann namens Ove“ erinnert. Wer Geschichten wie diese mag, wird „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ lieben.

Bleibt zu hoffen, dass Michael Tsokos und seine Frau Anja ihrem ersten gemeinsamen Buch-Projekt weitere folgen lassen. Mit „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ haben die beiden jedenfalls alles richtig gemacht.

Interessante Links

📌 Zum Buch auf der Homepage des Verlags: „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“

📌 Zum legendären Instagram-Profil von Michael Tsokos

📌 Michael Tsokos auf der Leipziger Buchmesse

Veröffentlicht in Brandneu! - Rezensionen am Erscheinungstag

Ehrlich, ungeschönt und authentisch: Der Mensch hinter dem „Tatort“-Kommissar

Meine Rezension zu „Der Lärm des Lebens“ von Jörg Hartmann

Copyright: Rowohlt Berlin Verlag

Meine Bewertung: ★★★★★

Stellt Euch vor, Ihr sitzt in einer typischen Ruhrpott-Kneipe: Grauer Klinkerbau, die großen Fenster verhängt mit vergilbten Spitzengardinen. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch, der Tresen ist mit einer abgrundtief hässlichen Vase bestückt, in der angestaubte Kunstblumen ein tristes Dasein fristen. Das meistgehörte Wort ist „Hömma“ und Euch gegenüber beim Pils sitzt ein markiger Typ, der im melodischsten Ruhrpott-Slang lustige, aber auch tieftraurige Episoden aus seinem Leben erzählt. Genauso fühlt man sich als Leser von Jörg Hartmanns biografischem Buch „Der Lärm des Lebens“ (Erscheinungstermin: 12. März 2024) – und das soll ausnahmslos als Kompliment verstanden werden!

Der 1969 geborene Schauspieler, der den meisten Fernsehzuschauern durch seine Paraderolle Kommissar Faber im Dortmunder „Tatort“ bekannt sein dürfte, lädt die Leser auf 304 Seiten zu sehr persönlichen Einblicken in sein bewegtes Leben ein. Es wird niemals öde, ihm dabei zuzuhören – und ich schwöre, ich hatte von Anfang bis Ende beim Lesen Jörg Hartmanns Stimme im Kopf!

Ratsam ist es, sich bei der Lektüre gleich ein paar Klebezettel in greifbare Nähe zu legen, denn so viele geistreiche Gedanken und (auch ungeschönte) Wahrheiten säumen dieses Buch, die es wert sind, nicht nur gelesen, sondern auch bedacht zu werden.

Jörg Hartmann schildert in äußerst authentischem Ton seine Anfänge als ambitionierter Schauspielstudent, nimmt uns mit zurück in seine Kindheit im beschaulichen Herdecke, erzählt von zerplatzten und wahrgewordenen Träumen und spannt den Bogen bis in die Ödnis des Corona-Lockdowns, der für ihn als Schauspieler auch durchaus die Chance zur Neuausrichtung bot.

Das zentrale Thema des Buchs ist der Tod seines Vaters. Jörg Hartmann streift die raue Faber-Schale ab und zeigt sich sehr verletzlich. Wer Details von rauschenden Filmpartys und Interna aus der Welt der Reichen und Schönen erwartet, ist bei „Der Lärm des Lebens“ (gottseidank) verkehrt, denn Jörg Hartmann ist ein durchweg sympathischer, einfacher Typ ohne jedwede Starallüren, der mit den großen und kleinen Sorgen des Familienalltags bestens vertraut ist. Fast schon beängstigend normal für einen Schauspieler seines Formats!

Bei aller Ernsthaftigkeit kommt aber der Humor nicht zu kurz. Der Mime nimmt sich auch gern mal selbst auf die Schippe, wenn er sich in Selbstgesprächen als „larmoyantes Arschloch“ bezeichnet.

Ich hing beim Lesen quasi an Jörg Hartmanns Lippen und habe dieses biografische Stück Literatur innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Wenn man dann das Buch zuklappt, das imaginäre Pilsglas leer ist, und die Wirtin der eingangs erwähnten fiktiven Ruhrpottkneipe das Licht löscht, dann meint man, in Jörg Hartmann einen echten Kumpel gefunden zu haben. „Und das is hier bei uns im Ruhrpott viel mehr als Freunde.“ (Zitat von Seite 25)

Interessante Links

Zum Buch auf der Homepage des Verlags: „Der Lärm des Lebens“

Zum Buch auf Amazon.de: „Der Lärm des Lebens“

Jörg Hartmann auf der Leipziger Buchmesse

Veröffentlicht in Absolute Schätze

Einzigartiges Buch über die faszinierende Welt des Gartens

Meine Rezension zu „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ von Katrin de Vries

Copyright: dtv

Meine Bewertung: ★★★★★

Katrin de Vries lebt in Ostfriesland – in einem Haus, zu dem ein großer Garten gehört. Zu Anfang vertritt die Autorin die landläufige Meinung, dass Rasen kurz gemäht werden und der Garten stets aufgeräumt sein muss. Ihre beiden Söhne öffnen ihr jedoch mehr und mehr die Augen für die Abläufe der Natur und darüber, wie in ihrem Ökosystem Garten ganz ohne ihr Zutun eins ins andere greift. Zu Beginn tut sie sich schwer, ihre eingebläuten Überzeugungen abzulegen, doch mit den Jahren öffnet sich ihr Blick für das große Ganze – und daran lässt sie ihre Leserinnen und Leser auf beeindruckende Weise teilhaben.

Zugegeben, ich wusste nicht so recht, was mich in dem Buch „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ von Katrin de Vries erwarten würde. Ein klassischer Gartenratgeber? Ein Leitfaden zum unkontrollierten Verwildern-Lassen eines Gartens? Oder gar der mit erhobenem Zeigefinger dargebotene Bericht einer Öko-Aktivistin? Ich ließ mich überraschen – und ich wurde überrascht, aber durchweg angenehm.

Autorin Katrin de Vries erzählt in wunderbarer Art und Weise viel von früher, als die Beziehung der Menschen zur Natur noch eine ganz andere war als heute. Damals, als Ackerbau und Viehzucht zur Selbstversorgung notwendig waren, weil eben nicht alles stets und ständig im Supermarkt um die Ecke zur Verfügung stand. Und so taucht man ein in eine andere Welt, ja, in das im Untertitel zitierte andere Leben, in dem die alltäglichen Verrichtungen, die uns heute Waschmaschine, Geschirrspüler und Co. abnehmen, noch reichlich mühselig waren, und es noch kein Wasserklosett gab.

Sie beschreibt, wie sehr sich die Gärten immer mehr von Nutz- zu Zierflächen verwandelt haben – und hält ihrer Leserschaft – allerdings ganz ohne erhobenen Zeigefinger – den Spiegel vor: Muss man einen Rasen mähen, weil ansonsten die Nachbarn schief gucken oder tut man der Natur damit etwas Gutes? Katrin de Vries lädt ihre Leser auf äußerst angenehme Art dazu ein, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und das ständige Bewerten sein zu lassen. Stattdessen rät sie, lieber genau hinzuschauen. Und tatsächlich: Wie gleichgültig bin ich bisher an Straßenbäumen vorbeigegangen? Seitdem ich „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ gelesen habe, nehme ich mir die Zeit, genauer hinzuschauen, ja, überhaupt bewusst hinzuschauen.

Obwohl Katrin de Vries‘ Buch kein Sachbuch über Ökosysteme ist, erklärt sie anschaulich, wie faszinierend die Natur selbst im Kleinen, mitunter für das menschliche Auge unsichtbar, ist. Auch hier kommt der Untertitel „Erzählung von einem anderen Leben“ zum Tragen.

Wenn man sich die beeindruckenden Abläufe und Beziehungen in der Natur vergegenwärtigt, wird man als Gartenbesitzer regelrecht demütig, weil man sich bisher immer ganz selbstverständlich herausgenommen hat, alles zu kontrollieren und zu bestimmen. Aber die Natur einfach mal machen lassen – das kann man durchaus ausprobieren. Da aber auch ich – wie wahrscheinlich die meisten – nicht so leicht aus meiner Haut kann, werde ich den größten Teil des Rasens natürlich mähen. Aber in einer Ecke meines Gartens darf ab dem kommenden Frühjahr wachsen, was immer da wachsen möchte – und dafür wünsche ich mir Katrin de Vries‘ kindliche Neugier und ihre Begeisterungsfähigkeit.

Zwei Dinge gefallen mir an „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ ganz besonders: Das ist zunächst die einzigartige Erzählstimme der Autorin. Beim Lesen dieses Buches hat mich eine innere Ruhe überkommen, die ich noch nie zuvor in meinem nun doch schon recht langen Leser-Leben gespürt habe. Man hört Katrin de Vries unglaublich gerne zu.

Zum anderen finde ich es beeindruckend, dass die Autorin niemals oberlehrerhaft daherkommt, sondern dem Leser stets auf Augenhöhe Möglichkeiten aufzeigt, anstatt belehrend zu wirken.

Katrin de Vries ist mit ihrem Buch ein außergewöhnlicher Mix gelungen, in dem sie das Beste aus Garten-Sachbuch, historischer Erzählung und Achtsamkeitsratgeber vereint. Nein, eigentlich wird dem Buch diese Beschreibung nicht gerecht. Also am besten loslesen und erleben. Es lohnt sich!

Interessante Links

Zum Buch auf der Homepage des Verlags: „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“

Zur Homepage der Autorin: Katrin de Vries

Zum Buch auf Amazon.de: „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“

Veröffentlicht in Meine Rezensionen (außer Vorablesen.de)

Knifflige Mördersuche in den walisischen Bergen

Meine Rezension zu „Spiel der Lügner“ von Clare Mackintosh

Copyright: Verlagsgruppe Droemer Knaur

Meine Bewertung: ★★★★

Hoch oben in den walisischen Wäldern thront majestätisch der Pen y Ddraig, von Nicht-Walisern „Drachenberg“ genannt. Fernab jeglicher Zivilisation und abgeschottet von der Außenwelt werden sieben Teilnehmer der neuen Realityshow „Exposure“ vierzehn Tage lang dort campieren. Doch wer meint, sich in der Wildnis im Rahmen eines Survivaltrainings seinen Ängsten stellen zu können, wird schon in der ersten Livesendung enttäuscht. Denn die Macher verfolgen ein ganz anderes Konzept. Sie haben gut gehütete Geheimnisse der Teilnehmer ausgegraben, die deren Leben ruinieren können, wenn sie ans Licht kommen. Demjenigen, dem es gelingt, sein Geheimnis bis zum Schluss zu hüten, geht nicht nur mit 100.000 Pfund als Gewinner aus der Show, sondern auch mit der beruhigenden Gewissheit, dass sein Geheimnis gewahrt bleibt. Wie weit gehen die Teilnehmer, wenn sie merken, dass es plötzlich um ihre bloße Existenz geht? Wären sie bereit, dafür zu morden?

Mit „Spiel der Lügner“ erschien am 29. Dezember 2023 der zweite Band der Krimi-Reihe um die walisische Ermittlerin Ffion Morgan und ihren englischen Kollegen Leo Brady. Die Autorin Clare Mackintosh kann in Sachen Polizeiarbeit auf umfangreiche Erfahrungen aus erster Hand zurückgreifen, stand sie doch selbst 12 Jahre lang im Dienst des Criminal Investigation Department, bevor sie sich dem Schreiben widmete.

Wie habe ich mich, ein Jahr, nachdem mich der Auftaktband „Die letzte Party“ begeistert hat, auf den zweiten Fall und über das Wiedersehen mit Ffion Morgan gefreut! Die unangepasste walisische Polizistin macht es auch in „Spiel der Lügner“ ihrem Umfeld nicht leicht: Sie ist alles andere als ein „People Pleaser“, denn sie flucht leidenschaftlich, hat ihren eigenen Kopf, ist verschlossen und stur wie ein Esel. Doch ihr unerschütterlicher Mut und ihre Intelligenz machen sie zu einer fantastischen Ermittlerin. Diesmal – und das finde ich besonders schön – gibt uns Clare Mackintosh Einblicke in das Seelenleben ihrer Protagonistin und zeigt auch ihre verletzliche Seite. Mit ihrem Kollegen Leo Brady ist Ffion nach ihrem ersten gemeinsamen Fall unrühmlich auseinandergegangen – nach ihrem One-Night-Stand und ordentlich Schmetterlingen im Bauch hat sich keiner von beiden getraut, Farbe zu bekennen. Deshalb darf der geneigte Leser gespannt sein, wie sich das Wiedersehen des ungleichen Ermittler-Duos gestaltet, als ein Teilnehmer von „Exposure“ plötzlich spurlos aus dem Camp verschwindet.

Die Dialoge sind gewohnt spritzig und schlagfertig. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen. Gleichzeitig hält Clare Mackintosh uns Lesern den Spiegel vor – allerdings ohne dabei belehrend zu sein: Schließlich kitzeln Realityshows den Voyeurismus aus den Zuschauern heraus – und je mehr Drama es gibt, desto besser. Ja, davon kann auch ich mich nicht freisprechen. 😉

Wieder einmal atemberaubend und außerordentlich sehnsuchtsfördernd ist das Setting, das Clare Mackintosh für ihren aktuellen Kriminalroman gewählt hat: Die raue Schönheit von Nordwales mit dem Pen y Ddraig und dem LLyn Drych, dem Mirror Lake, im Tal, der im ersten Roman der Schauplatz war, löst beim Lesen ein gewisses Fernweh aus.

Womit ich diesmal so meine kleinen Schwierigkeiten hatte, war das Erzähltempo. Mitunter gibt es einige Längen, dann wieder geht alles irrsinnig schnell. Im Gegensatz zu ihrem Erstling „Die letzte Party“ nimmt sich Clare Mackintosh in „Spiel der Lügner“ sehr viel Zeit bis zum Mord. Mit einem gekonnten Twist, den wohl keiner auf dem Schirm haben dürfte, hält sie die Spannung allerdings bis zum Ende aufrecht und lässt ihre Ermittler wie auch ihre Leserschaft in diesem klassischen Whodunnit rätseln, wer der Mörder ist.

Alles in allem fand ich „Spiel der Lügner“ nicht ganz so stark wie den Vorgänger „Die letzte Party“, aber ein unterhaltsamer und spannender Krimi ist es allemal, den ich guten Gewissens allen Spannungsfans empfehlen kann.

Interessante Links

Zum Buch auf der Homepage des Verlags: „Spiel der Lügner“

Zur Homepage der Autorin: Clare Mackintosh

Zum Buch auf Amazon.de: „Spiel der Lügner“

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