Veröffentlicht in Meine Rezensionen (außer Vorablesen.de)

Frisch rezensiert: „Du oder sie oder beide“ von Maike Stein

Jugendroman mit Grusel-Garantie

Sterne: 4 von 5

Die Zwillingsschwestern Zoe und Lena ziehen an ihrem 16. Geburtstag in ein Internat. Das ehemalige Kloster liegt auf der kleinen Insel Sankt Katharinen inmitten des Werrowsees. Täglich trainieren die Mädchen in der Schwimmstaffel. Dabei übt der See eine ganz besondere Anziehungskraft auf sie aus. Schon bald gehen unheimliche Dinge vor sich und sie kommen einem erschütternden Geheimnis auf die Spur, das seit Jahrhunderten hinter den alten Klostermauern verborgen liegt…

„Du oder sie oder beide“ ist am 19. September 2014 im unabhängigen Kinder- und Jugendbuchverlag Magellan erschienen. Das junge Bamberger Verlagshaus wirbt selbst für seine „schönen, abenteuerlichen, unwiderstehlichen Bücher“ und nimmt im Fall von „Du oder sie oder beide“ damit keinesfalls den Mund zu voll. Geschrieben wurde das Jugendbuch von der äußerst vielseitigen Autorin Maike Stein. Sicherlich kann kaum ein Schriftsteller von sich behaupten, Ausbildungen zum Clown, zur Betriebswirtin und zur Fremdsprachenkorrespondentin absolviert zu haben.

Maike Stein hat mit den Zwillingen Lena und Zoe zwei charakterstarke Hauptfiguren geschaffen, die sich einerseits – wie bei Zwillingen so üblich – unglaublich ähneln und dann doch wieder grundverschieden sind. Zoe und Lena kommen beide zu Wort – mal steht die eine, mal die andere Schwester im Mittelpunkt. Das einzige Manko des Romans ist, dass man gerade zu Beginn eines Kapitels nicht immer genau weiß, aus wessen Sicht die Geschehnisse wiedergegeben werden. Oft verwendet die Autorin einfach „sie“ statt des jeweiligen Namens.

Mit ihrer Ausdrucksweise trifft die 1969 geborene Maike Stein den jugendlichen Ton sicher: Nicht zu rotzig, aber dennoch frech und mitunter rebellisch. Die Zielgruppe für dieses Buch sind aus meiner Sicht 14 – 18-Jjährige Teenager. Doch auch die Generation Ü 30 kann sich  – wie in meinem Fall – problemlos in diesem fesselnden Jugendbuch verlieren.

Die Geschichte wird von Maike Stein mit einer so beeindruckenden Atmosphäre erzählt, die es dem Leser sofort ermöglicht, sich voll und ganz auf der kleinen Insel einzufinden. Ständig halten neue Ereignisse die Geschichte in einem beständigen Fluss – Langeweile hat in diesem Buch absolut keine Chance.

Besonders fasziniert hat mich an „Du oder sie oder beide“ die durchweg gruselige Stimmung, die insbesondere an geheimnisvollen Orten wie einem verlassenen Friedhof oder einer Krypta ihre volle Wirkung entfaltet. Die gekonnte Verknüpfung der Gegenwart mit den Jahrhunderte zurückliegenden grausigen Ereignissen tut ihr Übriges dazu.

„Du oder sie oder beide“ ist eine beeindruckende Mischung aus Mystery, Gruselgeschichte, historischer Erzählung und einer einfühlsamen Beschreibung von Freundschaft und erster Liebe. Dieses Buch ist ein bemerkenswerter Jugendroman, in den man kopfüber eintaucht und dessen Intensität man nicht so schnell entkommt.

Du oder sie oder beide© Magellan Verlag

Zum Buch auf http://www.amazon.de: „Du oder sie oder beide“

Zur Homepage der Autorin: Maike Stein

Zur Facebook-Seite der Autorin: Maike Stein

Zu Homepage des Verlags: Magellan – Der Verlag mit dem Wal

Veröffentlicht in Absolute Schätze, Rezensionsexemplare

Frisch rezensiert: „Die Sprache des Wassers“ von Sarah Crossan

Ein stiller und bezaubernder Roman in Versform

Sterne: 5 von 5

Die zwölfjährige Kasienka und ihre Mutter kehren ihrer Heimat Polen den Rücken und lassen sich im englischen Coventry nieder. Sie setzen alles daran, um Kasienkas verschwundenen Vater zu finden. Sie suchen nach ihm, hängen „Vermisst“-Plakate auf, fragen sich durch… Eines Tages trifft Kasienka ihren „Tata“, wie sie ihren Papa nennt. Doch auf einen Schlag ist plötzlich alles anders…

Sarah Crossan hat mit ihrem Buch „Die Sprache des Wassers“ einen stillen und bezaubernden Roman vorgelegt, der höchst ungewöhnlich verfasst ist. Die einzelnen kurzen Kapitel, oft nicht länger als eine Seite, sind in Versform aufgeschrieben. Sie reimen sich nicht, aber dieser außergewöhnliche Stil verleiht der Geschichte eine Zerbrechlichkeit, etwas sehr Zartes. Aus der Sicht von Kasienka schildert die Autorin nüchtern und intelligent die Probleme, die dem Mädchen Tag für Tag in der Schule begegnen: Sie ist eine Außenseiterin, sie ist anders, sie ist nicht „in“, sie besitzt weder Handy noch iPod. Zeitgleich entspinnt sich eine sanfte Liebesgeschichte zu William, den Kasienka beim Schwimmen kennenlernt. Zum ersten Mal ist sie verliebt – während es für sie in ihrem kargen Zuhause mit ihrer verzweifelten Mutter immer unerträglicher wird. Nur im Wasser ist die begeisterte Schwimmerin Kasienka frei.

Die Autorin beherrscht es hervorragend, in kurzen Kapiteln große Gefühle einzufangen: Liebe, Verrat, Angst, Verzweiflung… Man leidet mit Kasienka, man kämpft an der Seite dieses klugen und tapferen Mädchens, das das Herz des Lesers im Sturm erobert.

„Die Sprache des Wassers“ erzählt ohne jede Effekthascherei eindringlich und doch einfach eine große Geschichte, die trotz bedrückender Themen wie Abschied und Einsamkeit Mut macht.

Mein herzlicher Dank geht an den mixtvision Verlag für das Rezensionsexemplar!


Mein Lieblingszitat:

„Vorwärtskommen im Wasser
klappt nur, wenn ich mich entspanne;
wenn ich dagegen ankämpfe,
gehe ich unter.“

(Seite 213)

→ Interessante Links

Zum Buch auf www.amazon.de: „Die Sprache des Wassers“

Zur Homepage der Autorin (englisch): Sarah Crossan

Zur Homepage des Verlags: mixtvision Verlag